
Helfen KI-Übersetzungen der Internationalisierung?
Wie gut ist die KI wirklich? Diese Frage taucht tagtäglich in den verschiedensten Bereichen auf, gerade im Content-Sektor. Ein zunehmend wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist die Internationalisierung der eigenen SEO-Strategie, die für sich eine Herausforderung sein kann. Mittlerweile setzen sogar große Plattformen wie YouTube, Airbnb und Reddit auf automatische Übersetzungen durch die künstliche Intelligenz, um ein größeres, globaleres Publikum zu erreichen. Doch aufgepasst: Übersetzung ist nicht immer gleich Internationalisierung bzw. Lokalisierung. Und nicht immer erfasst die KI den Sinn und Kontext korrekt.
Risiken der Internationalisierung
Grundsätzlich gilt: Wer sich auf mehreren internationalen Märkten präsentieren will, braucht in der Regel zumindest eine englischsprachige Version der (wichtigsten) eigenen Inhalte, wenn nicht sogar diverse weitere Sprachversionen. Aber auch lokalisierter Content für Länder mit der gleichen Sprache – ist eine einzige deutschsprachige Version für Österreich, Deutschland und die Schweiz wirklich ausreichend? – kann zum Thema werden. Dabei werden folgende Risiken häufig übersehen:
Überlokalisierung: Nicht jede Sprache, nicht jedes Land braucht eine eigene Version. Gerade bei mehreren gleichsprachigen Sprachausgaben derselben Inhalte leidet die User Experience, von schwächelnder Domain Authority und schlecht zugewiesenem Content ganz zu schweigen. Klare URL-Strukturen, präzises IP-Lokalisierungsmanagement und laufendes Monitoring der eigenen Performance sind Pflicht.
Übersetzung vs. Lokalisierung: Viele Menschen setzen Übersetzungen nach wie vor mit lokalisiertem Content gleich. Reine Eins-zu-Eins-Übersetzungen schaffen es jedoch kaum, sprachliche und kulturelle Besonderheiten mitzunehmen. Hier braucht es das nötige sprachliche Feingefühl, um die neue Zielgruppe abzuholen. Fehlt das, können Internationalisierungsbestrebungen leicht scheitern.
KI-Fehlübersetzungen: Automatische Übersetzungen von KI-Tools werden immer besser, können jedoch – zumindest aktuell – menschliche Kompetenz nicht ersetzen. Kontextuelle Besonderheiten, Humor, Sarkasmus, Sprichwörter und Phrasen, aber auch Wörter mit verschiedenen Bedeutungen lassen sich nicht immer problemlos in die Zielsprache übersetzen. Das kann zu seltsamen, missverständlichen und unverständlichen Ergebnissen führen.
Aufgezwungene Übersetzungen: Ein anderes Phänomen zeigt sich vor allem, wenn englischsprachiger Content in andere Sprachen übersetzt wird. YouTube bietet beispielsweise die Möglichkeit automatisch generierter KI-Audiospuren, die – häufig mehr schlecht als recht – in die jeweilige Landessprache übersetzen. Andere Portale führen zumindest über die klassische Google-Suche erst auf eine KI-Übersetzung, die nicht zwingend perfekt ist. Das kann zumindest einen Teil der User zum verfrühten Absprung führen.
Lokale Autorität für internationale Ausrichtung
KI-generierte Übersetzungen sind keineswegs ein komplettes Unding, doch wie bei allen entsprechend erzeugten Inhalten gilt: Kein Content soll automatisch ungesehen übernommen werden. Zumindest zwei erfahrene Augen sind bei lokal optimierten Inhalten Pflicht, wie auch bei jeder anderen Internationalisierungsstrategie. Die KI kann hier natürlich einiges an Arbeit abnehmen und den Grundstock schaffen, doch braucht es den erfahrenen Blick, um den Kontext zu erfassen, um peinliche Übersetzungsfehler zu vermeiden (der Pepsi-Slogan „Brings you back to life“ wurde in Mandarin zu Gräbern entsteigenden Urahnen).
Im Idealfall umfassen SEO- und GEO-Teams Experten für die jeweilige Zielregion, die zumindest beratend zur Seite stehen können – abhängig von der Unternehmensgröße, dem Zielmarkt und dem Marktanteil. Zudem sollten User stets schnell und problemlos zwischen Sprachversionen wechseln können. Hier machen sich Investments in den Seitenaufbau und die User Experience bezahlt.
Fazit: KI-Übersetzungen können die Internationalisierung unterstützen, jedoch ebenso ungeahnte Fallstricke bieten. Deswegen sollte man sich nie ausschließlich auf automatisch generierte Inhalte verlassen. Wer nicht in komplett neue, lokalisierte Experten-Übersetzungen investieren möchte, die sich je nach Markt und Budget womöglich absolut rentieren, sollte zumindest Personen mit Sprach- und Regionskenntnis das Ergebnis vor dem Online-Gang überprüfen lassen. Ansonsten kann es unter Umständen ungewollt peinlich werden.
Quelle: www.searchenginejournal.com
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